Kunst, Werbung, Unternehmenskommunikation, posted by: sh
Karte und Gebiet, Modell und Wirklichkeit, Begriff und Gegenstand: Die Frage, ob jedes geistige Konstrukt auch eine reale Entsprechung hat, beschäftigt die Wissenschaft spätestens seit der Scholastik, Stichwort Universalienstreit. Die Kunst hat es da leichter, denn fiktive Welten erheben per se keinen Anspruch auf Tatsächlichkeit. Oder vielleicht doch? Der Kunstverein Hamburg lässt einige prominente Künstler in kurzen Videos von Jed Martin erzählen. Der ist Maler und offensichtlich ein cooler Typ mit einem Riesenpotenzial und außerdem: frei erfunden. In Wirklichkeit stammt Jed Martin aus einem Roman von Michel Houellebecq und wir sehen daran, wie sehr das, was wir für Realität halten, von unserer Wahrnehmung beeinflusst wird. Leider nutzen Werbung und Kommunikation diese Einsicht oft nur für plumpe Abziehbilder vermeintlich idealer Welten oder billige Schönfärberei. Für manche Produkte mag das ausreichend sein. Für alles andere lohnt es sich, weniger leichtsinnig mit den Möglichkeiten der Fiktionalisierung umzugehen.Neue Perspektiven, interessante Medienformate, gut recherchierte Inhalte: Wichtig ist, die Menschen zum Nachdenken anzuregen, sie einzuladen, ein Thema näher und besser kennenzulernen. Dabei kann – siehe Beispiel – auch Selbstironie erfolgreich sein, denn sogar wenn Sie Charly Hübner kein Wort glauben, würden Sie mit ihm und seinem Jed Martin bestimmt gern einmal ein Bier trinken gehen. Nicht wahr?